Helene (86) und Toni (70) sind grundverschieden. Geplant und durchgetaktet die Eine, impulsiv und spontan die Andere. Als sehr ungleiche Zweckgemeinschaft treten sie eine Reise zur Sterbehilfe in die Schweiz an. Doch ihr Roadtrip durch die Berge verläuft anders als geplant.
80 plus ist der Abschied von Christine Ostermayer. Die 87-Jährige, eine der großen Theaterschauspielerinnen der Nachkriegszeit, feierte ihren größten Kinoerfolg 2011 mit Anfang 80 an der Seite von Karl Merkatz. Nun sagt die Grande Dame der Leinwand adieu mit einem leichten Film über ein schweres Thema. Gemeinsam mit der Urgewalt Margarethe Tiesel bildet sie ein ungleiches Duo, das auf Reise zur Sterbehilfe geht und dabei die Freundschaft findet. Ab Donnerstag im Kino.
Ostermayer ist Helene, ein einstiger Theaterstar, die nun in einer Seniorenresidenz lebt – immer noch ganz Dame. Dort lernt sie die etwas jüngere Toni (Tiesel) kennen, die sich nach einem harmlosen Sturz einen kleinen Kurzurlaub auf Reha gönnt. Die beiden Frauen sind denkbar unterschiedlich: hier die kultivierte, ob der Unbilden der Welt stets etwas pikierte Dame von Welt, dort die bildungsferne, fröhliche Raucherin, die den Stier Leben bei den Hörnern packt.
Helene leidet allerdings an Krebs und hat sich zur Sterbehilfe in der Schweiz entschieden. Dies bringt das ungleiche Duo zwangsläufig zusammen. Schließlich kann die betagte Theaterdoyenne ihren Oldtimer nicht mehr selbst fahren und braucht eine Chauffeurin. So machen sich die beiden Damen auf eine pittoreske wie rasante Reise über die Alpen, ist ihnen doch Helenes Neffe Josef (Manuel Rubey) auf den Fersen, der als konservativer Politiker im Falle des Selbstmords seiner Tante einen Imageschaden für die Karriere fürchtet.
Das heimische Regiegespann Sabine Hiebler und Gerhard Ertl, das auch für das Drehbuch von 80 plus verantwortlich zeichnet, vermischt verschiedenste Genres. Roadmovie und Buddykomödie, Sterbehilfedrama und Melodram über die Altersdiskriminierung geben sich hier die Hand, Cameos von Stars wie Stefanie Sargnagel oder Petra Morzé inklusive. Manches wirkt dabei etwas schablonenhaft, wenn etwa Tiesel der Archetyp der zupackenden, herzensguten Vertreterin der Arbeiterschaft ist, während Ostermayer die anfangs eindimensionale Großbürgerin verkörpert.
Es gelingen immer wieder stimmige Sequenzen in unterschiedlichen Tonalitäten. Der herzensgute Humor der beiden Hauptdarstellerinnen hat ebenso Platz wie die großen Fragen der menschlichen Existenz: Was ist ein lebenswertes Leben? Welches Recht hat man auf den eigenen Tod? Und nicht zuletzt ist 80 plus dabei schlicht ein Film über Freundschaft.
(aus „Der Standard“)
Schauspieler: Christine Ostermayer (Helene), Margarethe Tiesel (Toni), Julia Koschitz (Thea), Manuel Rubey (Josef)
Regie: Sabine Hiebler, Gerhard Ertl
Genre: Komödie, Drama
Dauer: 95 Min
Zulassung: ab 6 Jahre
Land: Österreich
Erscheinungsdatum: 2024
Samstag, 23. November 16.15 Uhr (Saal 2)