WICKED, die zuvor nie erzählte Geschichte der Hexen von Oz, präsentiert Emmy-, Grammy- und Tony-Preisträgerin Cynthia Erivo als Elphaba, eine junge Frau, die wegen ihrer ungewöhnlichen grünen Haut missverstanden wird und die ihre wahre Kraft erst noch entdecken muss. Die mehrfach mit Platin ausgezeichnete Grammy-Preisträgerin und globaler Superstar Ariana Grande spielt Glinda, eine beliebte junge Frau, die, geprägt von Privilegien und Ehrgeiz, ihr wahres Herz erst noch entdecken muss.
Die beiden lernen sich als Studentinnen an der Shiz-Universität im fantastischen Land Oz kennen und schließen eine unwahrscheinliche, aber tiefe Freundschaft.
Die Musical-Adaption über die Hexen im Kinofantasieland Oz unterhält kurzweilig mit Ohrwurm-Qualität und ist politisch brandaktuell
Wicked soll Warner Brothers diesjährige Barbie sein. Und das Filmmusical über die zwei Hexen aus dem Kinofantasieland Oz, Elphaba und Glinda, ist auf dem besten Weg dahin. Die US-Kassen klingeln, das Publikum ist begeistert, ebenso wie die Kritik. Für das American Film Institute zählt Wicked zu den besten Filmen des Jahres, was so viel bedeutet wie: Man sieht sich bei den Oscars.
Ariana Grande und Cynthia Erivo spielen Glinda und Elphaba. Für Popstar Grande ist die Rolle der Glinda ein wahrgewordener Kindertraum. 2003 öffnete das Musical Wicked – Die Hexen von Oz am Broadway, Grande war damals zehn Jahre alt. Glinda, die rosa-blonde, vermeintlich gute Hexe, die schon Dorothy alias Judy Garland in Der Zauberer von Oz von 1939 mit ihrem Prinzessinnenkleid begeistert hat, ist außerdem Grandes erste Kinohauptrolle. An ihrer Seite die 37-jährige Britin Cynthia Erivo. Sie spielte Harriet Tubman im Biopic über die berühmte Fluchthelferin, Celie in der Broadway-Version von Die Farbe Lila und nun die grünhäutige Elphaba: die Hexe, die im Filmoriginal als „Wicked Witch of the West“ verunglimpft wurde.
Während Der Zauberer von Oz lehrte, dass mächtige Herrscher auch nur Kinotrickser sind, lehrt das Filmmusical Wicked, dass man der althergebrachten Farbenlehre nicht mehr trauen kann. Egal ob grün, niemand wird böse („wicked“) geboren, singt Glinda zum Filmbeginn und erzählt einer Dorfgemeinschaft, die eben noch Elphabas Tod mit dem Verbrennen einer Strohhexe feierte, von ihrer Freundschaft mit der „bösen Hexe“, mit der sie sich einst in der Hexenschule Shiz ein Zimmer teilte.
Das klingt nicht von ungefähr nach Harry Potter als Highschool-Musical. Grandes Glinda, deren eigentlicher Name Galinda ist, ist ein Schulschwarm, wie er im Buche steht: blond, prinzessinnenhaft und unfassbar beliebt. „Popular“ trällert sie denn auch einen Musical-Hit voller popstarhafter Selbstironie. Sie mag zwar nicht die Aufmerksamkeit der strengen Zauberlehrerin Madame Morrible (Michelle Yeoh) auf sich ziehen, doch sonst liegen ihr alle zu Füßen.
Madame Morrible bevorzugt Elphaba, die schon immer Außenseiterin war. Während Glindas Zauberkraft im Bezaubern der Masse liegt, ist Elphaba einzelgängerisch. Jene hat aber echte Zauberkräfte, die sie kontrollieren lernen muss, und dazu einen stark ausgeprägten Sinn für Minderheitenrechte.
Regisseur Jon M. Chu, der durch Justin-Bieber-Konzertfilme, die Komödie Crazy Rich Asians und das Musical In the Heights erprobt im Inszenieren von polulären Musiknummern ist, setzt in Wicked auf Verspieltheit. Das Set besteht – wie schon in Barbie, dessen Barbieland ebenfalls vom Zauberreich Oz inspiriert war – aus echten Kulissen, die Ausstattung ist zuckerbäckerhübsch, und die gekonnten Gesangs- und Tanznummern reißen das Publikum ohne Störfaktoren mit.
Anfangs fremdeln Glinda und Elphaba miteinander, irgendwann aber siegt die Freundschaft. Glindas Absicht dahinter ist indes nicht immer ganz zu durchschauen, wirkt doch vieles, was sie tut, als Vorwand, ihre eigene Beliebtheit zu steigern. Grande gelingt der Spagat zwischen eitler Egozentrik und welpenhafter Liebenswürdigkeit mit perfektem komödiantischem Timing, doch gerade der Perfektionismus, mit dem Glinda ihr Image pflegt, veranschaulicht, worum es in der Oz-Welt auch geht: dass die vollkommene Kontrolle über den eigenen Auftritt noch lange nichts über die inneren Werte einer Person aussagt. Das alte Spiel von Schein und Sein.
Erivos Elphaba ist als tragische Antiheldin das Herzstück des Musicals. Als mit grüner Hautfarbe geborenes, ungeliebtes und uneheliches Kind eines strengen Vaters hatte sie keinen guten Start. Mithilfe von Madame Morrible und Glinda entwickelt sie einen Sinn für sich selbst und ihre Kraft. Dass sie dabei auch den Charmeprinzen Fiyero (Jonathan Bailey) bezaubert, den sich eigentlich Glinda ausgesucht hat, wird in Wicked Teil 2 noch für Probleme sorgen. Neben Jeff Goldblum, dem der trügerische Zauberer von Oz auf den Leib geschnitten ist, ist Baileys Fiyero ein echter Hingucker. Dem Bridgerton-Star und ehemaligen Balletttänzer fliegen beim Tanzen alle Herzen zu, obwohl er „eitel und oberflächlich ist“, wie er selbstironisch sagt.
Wicked ist nur der erste Teil des Kinodoubles und hat mit nahezu drei Stunden Laufzeit keine spürbaren Längen. Tauglich für Familien, Teenager und Neugierige ist Wicked breitenwirksames Hollywoodkino in Reinform. Der gruselige Auftakt der Hexenverbrennung und der dramatische Cliffhanger am Ende machen neugierig auf Teil zwei, der 2025 die Schattenseiten der Geschichte – die durch politische Referenzen auf Feindbilder und die Unterdrückung von Minderheiten schon vorhanden sind – stärker hervorkehren wird.
Ob die Wicked-Stars nächstes Jahr wieder auf die anstrengende Pressetour gehen müssen, die wohl als eine der skurrilsten Promotouren in die Kinogeschichte eingehen wird? Puppenkartons mit Wicked-Barbies wurden mit Pornowebsite-Links bedruckt, Erivo und Grande brachen häufig händchenhaltend in Tränen aus, und Jeff Goldblum war einfach sein gauklerhaftes Selbst. (Valerie Dirk in DER STANDARD)
Schauspieler: Cynthia Erivo, Ariana Grande, Jonathan Bailey, Ethan Slater, Bowen Yang, Marissa Bode, Michelle Yeoh, Jeff Goldblum, Bronwyn James, Adam James, Keala Settle, Colin Michael Carmichael, Aaron Teoh Guan Ti
Regie: Jon M. Chu
Genre: Musical
Dauer: 160 Min
Zulassung: ab 6 Jahre
Land: USA
Erscheinungsdatum: 2024
Samstag, 01. Februar 20.15 Uhr (Saal 2)