„Die Witwe Clicquot“ ist ein poetisches Porträt der Grande Dame des Schaumweins. Gespielt wird sie von der Amerikanerin Haley Bennett

Die Witwe Clicquot ist quasi eine französische Nationalheldin: Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardin hat Anfang des 19. Jahrhunderts die Schaumweinproduktion revolutioniert. Nach 88 Lebensjahren ging sie bei ihrem Tod im Jahr 1866 als Grande Dame de la Champagne in die Spirituosengeschichte ein. Zur Schande der selbsternannten Grande Nation des Kinos, Frankreich, erzählt nun ausgerechnet ein amerikanischer Film aus ihrem Leben. Denn die Vorlage lieferte das Bestseller-Sachbuch der US-Historikerin Tilar Mazzeo, und Hauptdarstellerin Haley Bennett hat den Film mitproduziert und spielt die junge Barbe-Nicole mit der geheimnisvollen Unschuld, die so vielen Kostümfilmfiguren eigen ist.

Über Rückblenden wird die Liebesgeschichte mit dem psychisch labilen François eingeflochten. Die Romanze, die der Film hier mit viel Passion und Melancholie erzählt, passt zur Periode, in der die romantische Liebe als Beziehungsform überhaupt erst entstanden ist. Dabei gingen die beiden eigentlich eine arrangierte Ehe ein. Clicquots große Liebe – jene zum Schampus – beginnt aber sowieso erst, als sie mit nur 27 Jahren Witwe wird. Nur als Witwe war es ihr im damaligen Frankreich überhaupt erlaubt, als Frau einen Betrieb zu führen.

Das Weingut als Feld der Emanzipation ist ein historisches Faktum, das ruhig noch weitererzählt werden könnte. Die Schaumweingeschichte hat naturgemäß einige Promille Oberschichtendünkel, heute ist die Marke Veuve Clicquot immerhin in den Fängen des Luxuskonzerns Louis Vuitton. Der feministischen Pionierarbeit von Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardin tut das aber keinen Abbruch.

Regisseur Thomas Napper setzt Clicquots Geschichte gefühlvoll, mithilfe der französischen Landschaftskulisse zuweilen fast lyrisch in Szene.

(aus „Der Standard“)