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Kino Katsdorf

DIE WILDEN MÄUSE

DIE WILDEN MÄUSE erzählt die Geschichte der neunmalklugen Maus Pattie und ihren tierischen Freunden, die mit ein wenig Hilfe des alternden Helden Jason ein aufregendes Abenteuer zwischen mauligen Zyklopen, verspielten Riesenkraken und echten Göttern erleben – ein großer Spaß für die ganze Familie!

INHALT:

Der deutsche Titel von David Alaux‘ neuem Animationsfilms führt ein wenig in die Irre. Denn im Zentrum der Geschichte steht nur eine einzige Maus. Und wild ist an diesem possierlichen Tierchen allenfalls seine Abenteuerlust. Ansonsten ist der neunmalkluge Nager namens Pattie ziemlich kultiviert, lebt er doch im antiken Griechenland. Der Originaltitel passt denn auch besser.

Als Pattie et la colère de Poséidon kam das animierte Abenteuer bereits im Januar 2023 in die französischen Kinos. Und genau damit, also mit dem Zorn Poseidons, bekommt es die aufgeweckte Maus zu tun. Der Meeresgott ist über die Errichtung einer Zeus-Statue in der Stadt Iolkos so erbost, dass er deren Bewohnern eine Woche Zeit gibt, auch ihm zu Ehren eine Statue zu errichten. Ein edelsteinbesetzter Dreizack soll sein Abbild krönen, wofür ein sagenumwobener Saphir auf einer gefahrvollen Insel geeignet scheint. Um den Klunker zu ergattern, wird ein Schiff losgeschickt, an dessen Bord sich auch Pattie und ihre tierischen Freunde schleichen.

David Alaux ist schon lange im Geschäft mit der animierten Unterhaltung. Gemeinsam mit seinen Schulfreunden Éric und Jean-François Tosti gründete er im Alter von 28 Jahren im Oktober 2000 das Animationsstudio TAT Productions, das nun auch Die wilden Mäuse koproduziert hat. Anfangs arbeiteten Alaux und die Tosti-Brüder dort nur zu dritt, inzwischen haben sie 200 Angestellte. Zu ihren erfolgreichsten Produktionen zählen die aus Fernsehen und Film bekannten Dschungelhelden um den Kung-Fu kämpfenden Pinguin Maurice, der sich für einen Tiger hält. Deren neuestes Abenteuer kam erst im März 2024 in die deutschen Kinos. Was die Kuriosität, Kreativität und Liebe zum Detail anbelangt, legen Die wilden Mäuse noch eine Schippe drauf.

Abermals haben Alaux und die Tosti-Brüder das Drehbuch gemeinsam verfasst. Wie von dem Trio nicht anders zu erwarten, entführen sie ihr Publikum in eine Welt, die bekannte Versatzstücke auf originelle Weise neu zusammensetzt und dabei Erwartungen unterläuft. Das fängt bereits bei der Figurenzeichnung an. Protagonistin Pattie etwa hat keine Mäuseeltern, sondern den vegetarischen Kater Sam als Adoptivvater. Wider Erwarten ist jedoch die kleine Maus die Mutige, während der dicke Stubentiger nicht nur bequem, sondern auch extrem auf Sicherheit bedacht ist. Im Olymp, in den das Publikum immer wieder kurze Einblicke erhält, führen sich die männlichen Götter wie im Kindergarten auf, worüber ihre weiblichen Pendants nur genervt den Kopf schütteln. Und der vermeintliche Held dieser Geschichte ist gar keiner.

Wer im Schulunterricht aufgepasst hat, weiß, welcher Heros aus der antiken Stadt Iolkos stammt. Von hier aus brach Jason mit seinen Argonauten auf, um das Goldene Vlies zu stehlen. Wenn es im Szenario dieses Animationsfilms nun also gilt, einen sagenumwobenen Saphir einer Meute übellauniger Zyklopen unter ihren Hintern wegzuklauen, dann ist selbstredend Jason die erste Wahl für diesen Job. Dumm nur, dass der einst strahlende Held inzwischen nur noch ein Schatten seiner selbst ist und all seine Argonauten unter der Erde liegen. Von den Toten auferweckt, setzen sie sich als skurrile Skelette an die Schiffsruder. Wer bei deren Anblick unweigerlich an die von Ray Harryhausen mit der Stop-Motion-Technik zum Leben erweckten Skelettkrieger aus Jason und die Argonauten (1963) denken muss, der liegt goldrichtig. Denn der Abenteuerfilm unter der Regie von Don Chaffey war Alaux‘ Inspirationsquelle. Es bleibt nicht der letzte Verweis. Der Film ist gespickt mit Zitaten, die nur ein erwachsenes Publikum versteht und die auf den ersten Blick für einen Kinderfilm ungeeignet erscheinen. Wie augenzwinkernd und dabei stets kindgerecht Alaux seine Anspielungen auf Filme und Fernsehserien wie Der Pate(1972), Der weiße Hai (1975), Freitag, der 13.(1980), Goodfellas (1990), Das A-Team (1983–1987) und viele weitere jedoch einbaut, das ist nicht nur für die Eltern im Kinosaal amüsant.

Nicht nur lustig, sondern auch ausgesprochen spannend ist derweil die Story, die eine tierische Alternativgeschichte erzählt. Denn freilich sind es nicht der greise Jason und seine Klappergestelle, die den Erfolg der schier unmöglichen Mission garantieren. Bücherwurm Pattie bringt die Mission durch ihr angelesenes Wissen erst auf den Weg und mit ihren mal mutigen, mal ängstlichen, mal ungeschickten Mitstreitern, zu denen neben Kater Sam auch die Piraten-Möwe Chikos zählt, erfolgreich nach Hause. Jason und seine Crew bekommen davon natürlich nichts mit.

Pattie und Co. sind stille, unbemerkte Helden in einem Abenteuer, das mit tollen Animationen, witzigen Einfällen und kuriosen Figuren – von Ninja-Ratten über gutmütige Skorpione bis zu einem gefährlichen Seeungeheuer, das doch eigentlich nur spielen will – begeistert.

 

DETAILS:

Schauspieler:
Regie: David Alaux
Genre: Animationsabenteuer für groß und klein
Dauer: 95 Min
Zulassung:  ab 6 Jahre
Land: Frankreich
Erscheinungsdatum: 2024

 

SPIELZEIT:

Samstag,          14. September              16.00 Uhr  (Saal 1)
Sonntag,          15.  September              14.00 Uhr  (Saal 2)